Wo spielt der FC Sion in einigen Jahren? Das Architekturbüro von Klubpräsident Christian Constantin hat ein Projekt präsentiert, über das nun im Wallis diskutiert wird. Evaluiert wird auch ein Umbau des bestehenden Tourbillon-Stadions. 2029 wollen die Sittener in einer neuen Heimat spielen.
Das zuletzt 1986 umfassend renovierte Tourbillon mag seinen Charme haben. Dass zumindest ein Facelifting nicht schaden würde, bestreitet aber wohl niemand.
Wo sich das neue Tourbillon in einer Hit-Liste einreihen wird, wird sich weisen. Wir haben die jetzt existierenden Schweizer Stadien rangiert und dabei verschiedene Faktoren in die Bewertung einfliessen lassen. Stimmt die Grösse der Arena für den jeweiligen Klub? Wie fussballtauglich ist das Stadion, hat es eine Laufbahn oder steile Ränge? Wie gut ist die Stimmung? Wo ist das Stadion gelegen?
Es gibt bei so einem Ranking nicht die eine Wahrheit. Ein Luzern-Fan wird immer eine andere Beziehung zur Swissporarena haben als ein anderer Anhänger. Und wer als Gästefan glorreiche Siege in Bern miterlebt hat, hat das Wankdorf besser in Erinnerung als St.Galler, die dort nie siegen.
Wir haben uns überlegt, wo wir hingehen würden, wären wir ein neutraler Fussballfan aus dem Ausland, der mit etwas Glück ein anderes als ein 08/15-Stadionerlebnis haben möchte. Unser Vorschlag dient also vor allem dazu, deine Gedanken anzuregen. Die Kommentarspalte ist offen für deine Hitliste.
Das jüngste Stadion der Schweiz, mit einer Glasfassade und Sitzschalen in verschiedenen Blautönen. So fällt es dem TV-Zuschauer weniger auf, wenn das Stadion nicht gut besucht wird. Der moderne Bau besitzt ein Solarkraftwerk und eine eigene Kläranlage – und an den Aussenwänden gibt es 50 Nistplätze für gefährdete Vogelarten.
Ja, die Hauptstadt des Fürstentums Liechtenstein gehört nicht zur Schweiz. Aber der FC Vaduz spielt in unserer Meisterschaft mit, also ist das Rheinpark Stadion wählbar. Es punktet mit der Aussicht, den Flutlichtmasten und nicht zuletzt mit seinem Status, ein Nationalstadion zu sein. Die Stimmung ist in der Regel ausbaufähig.
Im Prinzip sind sich alle einig: Der «Letzi» ist kein Fussballstadion. Zu weit ist der Rasen wegen der Laufbahn weg, zu offen ist das Rund, zu scharf pfeift kalter Wind hindurch. Trotzdem ist es im Ranking. Weil es mitten in der Stadt gelegen ist, wo ein Stadion hingehört, und weil es architektonisch sehr schön ist. Ausserdem hat die Laufbahn den Vorteil, dass Torjubel länger dauern, wenn Spieler erst über die Bande springen und vor die Fankurve rennen müssen …
Das Stadion wurde für die Euro 08 gebaut und ist mit seinen 30'000 Plätzen im Alltag zu gross für Servette. Das ist der Stimmung nicht zuträglich, die bei voller Hütte durchaus gut sein kann. Es hilft, dass die Tribünen verhältnismässig steil sind, weshalb man näher am Geschehen ist als anderswo.
In einer sich immer schneller drehenden Welt tun Orte gut, die einem Halt geben, weil es so ist, wie es schon immer war. Kein Prunk, bloss ein Dach auf der Haupttribüne, dafür kühles Bier, ein Spiess vom Grill und «The Final Countdown», wenn der FC Aarau ein Tor schiesst – ein Fussballspiel im Brügglifeld hat etwas von einem Besuch im Freilichtmuseum.
Was hat uns der Makler beigebracht? Location, Location, Location! Die Maladière punktet mit ihrem Standort direkt am Neuenburgersee und ist die Überraschung in unserem Ranking. Gewöhnungsbedürftig sind die grossen roten Wände, famos sind die Flutlichtmasten, die gar nicht zu einem 2007 eröffneten Stadion passen wollen.
Es verhält sich ähnlich wie mit dem Schiff des Theseus: Wie viel Wankdorf-Mythos ist noch vorhanden? Das «Wunder von Bern», Deutschlands WM-Titel 1954, ist immerhin durch die alte Stadionuhr auf dem Vorplatz präsent. Der Neubau mit den eher flachen Tribünen ist genauso funktionabel wie ihr Kunstrasen, aber er lässt das Fan-Herz wohl nur dann höher schlagen, wenn es für Gelb-Schwarz schlägt.
Die Anhänger feiern ihre Heimat gerne als «das einzige echte Zürcher Fussballstadion». Die «Schützi» im Schatten des Sulzer-Hochhauses ist ein charmantes Flickwerk voller Trouvaillen. Da ist der Salon Erika, eine kleine Kunstgalerie direkt hinter dem Tor. Dort stehen die Fans der Bierkurve, deren Pendant für Knirpse sich Sirupkurve nennt. Dass die Anzeigetafel noch von Hand bedient wird, versteht sich von alleine. Winterthur bietet Fussball, um sich wohlzufühlen.
Das grösste Stadion des Landes ist ein Erlebnis. Schon von aussen, ob von der Autobahn aus oder nach der Fahrt mit dem Tram, macht es Eindruck. Und im Innern ist das mehrstöckige «Joggeli» für Schweizer Verhältnisse das Nonplusultra. Weil die «grossen» Spiele der Nati meist in Basel ausgetragen werden, ist es gewissermassen auch das Heimstadion der Fussball-Schweiz.
Die Skepsis der FCSG-Fans war gross, als 2008 der Auszug aus dem geliebten Espenmoos anstand. Zweifel waren rasch weggewischt und die neue Heimat angenommen, denn im Kybunpark, der knapp doppelt so vielen Fans Platz bietet wie das alte Stadion, ist die Stimmung mindestens so gut. Die in der Regel sehr gut gefüllte, kompakte Arena liegt am Stadtrand direkt an der Autobahn. Das ist etwas schade, andererseits steht der FC St.Gallen mehr als andere Vereine für eine gesamte Region, und so passt das durchaus. Selbst wer für die Grün-Weissen sonst nicht viel übrig hat, merkt oft an, dass es ein für die Schweiz optimales Stadion ist. Gerade aus Zürich, wo es mit dem Hardturm-Neubau einfach nichts werden will, hört man viele anerkennende Worte – und die tun der Ostschweizer Seele mindestens so gut wie ein Lob für ihre Bratwürste.
Ich gehe viele Spiele im Stadion schauen, jedoch vermeide ich immer diese im Letzi.
Schrecklich. Kein Fussballstadion. Nicht mal Top20.
Und wieso man beim Hardturm nicht einfach die marode Haupttribüne abgerissen hat und eine neue in die restlichen drei integriert hat, verstehe ich bis heute nicht.
Den Kybunpark könnte zB man auch als Ikea mit Fussballplatz bezeichnen. Der Letzi ist so fussballtauglich wie der LoanDepot Park in Miami.